Border Collie Erziehung: Problemhund oder Hundeproblem?

Als Border Collie Welpe geboren würde er normalerweise einfach bei seiner Mutter heranwachsen und irgendwann das Gleiche tun, wie sie. Nicht anders ist es bei Wölfen, Füchsen und anderen Vierbeinern in freier Natur und hier habe ich das Wort "Problemfuchs" oder "Problemwolf"

Daher ist auch ein Border Collie nicht automatisch ein Problemhund. Der Border Collie muss interagieren und zwar mit demjenigen, der im Obdach, Nahrung und Steicheleinheiten gewährt. Diese bekommt der Bordercollie in der Regel nicht umsonst, es wird eine Gegenleistung erwartet in Form von Hüten, Agility, Reitbegleithund, Rettungshund oder einfach "nur" perfektes und liebenswertes Familienmitglied. Ja, das geht alles mit unserem liebenswerten Vierbeiner, doch es funktioniert nicht alles gleichzeitig mit jedem x-beliebigen Border Collie.

Wie das wohl wäre, wenn ein gerne gemütlich fahrender Autofahrer einen heissen Reifen kaufen würde, der nur lebt, wenn er am Gas hängt? Ja, mit solch einem Bolliden lässt sich auch jeden Tag gemütlich durch die Landschaft tuckern, doch jedem Rennfahrer zerreist es das Herz, wenn er sieht, wie der Wagen sein Potential nicht ausschöpfen kann und langsam vor die Hunde geht. Und da reden wir noch nicht von dem Fahrer hinter dem Steuer - ein wirklich schönes Fahrgefühl wird er nicht haben mit den engen Sitzen, den harten Federn und den mangelnden Luxusfeatures.

Wenn ein Border Collie Welpe einziehen soll, sind daher beide Parteien gefragt; der Border Collie Züchter und der zukünftige Besitzer. Ein Border Collie Welpe, der quasi schon das Hüten im Stall mit der Muttermilch in sich aufsaugt, bis zur Abgabe Schafe als seine persönlichen Spielkameraden sieht (womit kein selbstständiges Schafejagen gemeint ist, sondern der selbstverständliche tägliche Umgang mit Schaf und Mensch!) und seine Mutter per Entdeckungsreise beim Hüten begleitet, wird sich wohl kaum in einer Kleinraumwohnung am Ende einer Einbahnstrasse in Begleitung mehrerer Kinder wiederfinden wollen. Wobei die Kinder im Ernstfall als hütende Objekte nicht nur gerne genommen, sondern auch bissfest verteidigt werden.

Hier sei noch einmal deutlich gesagt; ein Border Collie aus der Arbeitslinie gehört genau dorthin; an die Arbeit. Solch ein Hund lebt und liebt für seinen Job, wenn er dazu noch den passenden Menschen hat, ist sein Leben perfekt!

Allerdings sollte ein Border Collie auch nicht als Hütecrack verkauft werden, wenn weder die Mutter noch der Vater wirklich an Schafen arbeiten, sondern nur ab und an einige Tiere von A nach B bringen. Solch ein Border hat meist nicht die nötige Durchsetzungskraft, die für ein tägliches Arbeiten gebraucht wird.

Grenzgänger Border Collie

Höher, weiter, schneller, besser - mehr braucht man zum Border Collie fast nicht zu sagen. Er ist und bleibt ein Grenzgänger - den Namen Border - für Grenze - trägt er nicht von ungefähr. Von 100 auf hundert und zurück, es gibt keine Hunderasse, die dies so graziös beherrscht. Und genau dies muss ein Border Collie Besitzer wissen und händeln können. Das Gaspedal treten kann jeder, doch die Kontrolle nicht zu verlieren und im richtigen Augenblick vom Gas zu gehen, das ist nicht jedem in die Wiege gelegt!

Wer es schafft, seinen Border Collie locker am Gas zu halten, wenn es nötig ist, ihn aber gleichzeitig täglich auch locker im Schritttempo bewegen kann, hat einen perfekten und hochintelligenten Hund an seiner Seite, der mit seinem Besitzer durch dick und dünn geht.

Gefahrenpotential Border Collie

Wer denkt, das bekomm ich hin, schließlich ist ein Border Collie auch nur ein Hund, möchte bitte niemals vergessen, dass der Border-Collie intelligenter ist, wie viele andere Rassen. Ein Berner Sennenhund mag gerade noch in slow motion denken, ob er jetzt das Bringsel holen soll, da hat der Border Collie es schon gebracht, in die richtige Box sortiert, den Deckel zu gemacht und seine Belohnung eingefordert.

Doch die Intelligenz fordert auch ihren Preis, genauso schnell, wie der Bordercollie lernt, gewünschte Dinge zu tun, lernt er es ungewünschte Dinge nicht zu lassen. Hat ein einmal mit Schnappen Erfolg, wird er es nicht nur wieder tun, nein, er wird es ausbauen bis zum bitteren und gefährlichen Exzess.

Hat der Border Collie weder als Junghund noch als Welpe gelernt, mit beängstigenden Dingen richtig umzugehen, wird er bald von Angst und Panik beherrscht werden. Je öfters die Angst siegt, umso schneller wird es werden.

Der Border Collie braucht einen, maximal zwei Anläufe, um zu lernen..

Doch keinen Border Collie?

Selbst der erfahrenste Border Collie Crack hat irgendwann einmal mit einem eigenen Border Collie angefangen und musste sich wahrscheinlich anhören, was jeder angehende Border Collie Besitzer zu hören bekommt: " Bist Du verrückt, ein Border Collie ist viel Arbeit, muss immer beschäftigt werden und Du bist ihm nicht gewachsen!" Interessanterweise hat es dann doch geklappt mit dem Border Collie, sonst wäre man ja ein "Crack".

Es ist einfach wichtig, sich seiner Grenzen und seiner Ziele bewusst zu sein, zusätzlich braucht man einen guten Züchter, der nicht nur den Menschen, sondern auch die eigenen Hunde sehr gut einschätzen kann. Dann klappt es auch mit dem eigenen Border Collie.

Keine Angst vor Fehlern

Fehler? Welche Fehler? Na, die eigenen, die zwangsläufig kommen werden, selbst dann, wenn man schon einmal einen Border Collie besessen hat, denn schließlich ist kein Border Collie wie der andere. Doch Fehler sind nicht das Problem, nur, wie man damit umgeht. Also eigene Fehler sehen, eingestehen, ändern und in Zweifelsfall auch einmal Hilfe holen.

Übrigens ist das Wichtigste im ersten Jahr für den Border Collie Welpen, dass er lernt, Ruhe zu halten. Das ist keinem Border Collie in die Wiege gelegt, doch es ist der elementare Baustein für eine glückliche Hund-Mensch-Beziehung. Und dann darf und muss man mit dem kleinen Welpen die täglichen Dinge des Lebens üben, damit ist er das erste Jahr erst einmal völlig ausgelastet.